goldschmiede

12.09.2006

Drin

Der erste Arbeitstag fiel auf einen Freitag.
Ein ausgesprochen guter Tag, weil man gleich danach zwie Tage frei hat. Zunächst wurde der Platz eingerichtet und Brettwerkzeug als Grundausstattung gekauft:
  • Eine Auswahl Nadelfeilen (flach, halbrund, rund, Barett) jeweils in Hieb 3 und 4
  • Flachfeilen und passende Holzgriffe, in Hieb 1 und 2
  • Feilnagel
  • verschiedene Zangen (flach, spitz, halbrund, hohlkehl)
  • Seitenschneider
  • Blechschere
  • Sägebogen
  • Lötkohle
  • Handstück für Hängebohrmotor
Im Laufe der Zeit kamen natürlich noch einige feine Werkzeuge dazu.

Es war bereits vor meinem ersten Tag ein Platz gegenüber von meinem Meister reserviert. Das Brettfell zum Auffangen der Feilung war vorbereitet, genauso wie der Microschweisser zum Löten. Und vom ersten (bis zum letzten) Tag meiner Lehre an habe ich Schmuck für den Verkauf oder Kunden gearbeitet. Ich krame mal das Berichtsheft raus, um nach der ersten Arbeit zu suchen.

12.02.2006

Probearbeiten 2

So, die ersten Eindrücke waren aufgenommen - auch die ersten einfachen Übungsarbeiten ausgeführt:
Sägen an einer angerissenen Linie, das Zurichten eines Blechs mit der Flachfeile.

Es folgte eine Erhöhung des Schwierigkeitsgrades ...
Ein Blech sollte zu einem Quadrat gesägt und gefeilt werden (Überprüfung mit Anschlagwinkel und Schieblehre). Dann sollte innen ein quadratisches Loch entstehen, in welches ein Blech eingepasst werden sollte. Letzteres hat zwar geklappt, allerdings nur in eine Richtung - wurde das Quadrat herausgenommen und gedreht, sah man doch deutliche Spalten im Durchlicht.

Egal, erst einmal Mittagspause. Wenn man das Umfeld nicht kennt, ist es etwas schwierig, eine Pause entspannt zu geniessen. Aussedem wurde ich mit einer Aufgabe betraut: Ich sollte einen Ring entwerfen, der dann in Wachs gefeilt werden sollte.
Da saß ich nun, ich armer Tropf und sah meine Felle davonschwimmen. Selbstverständlich fiel mir rein gar nichts ein - was war das für ein Gestopsel! Ich hatte meinen Kaffee schon bezahlt, die Pause war in 5 Minuten zu Ende und immer noch nicht die kleinste Idee. So habe ich mir eine Feilübung als Ring überlegt: Eine ovale Ringschiene, die in zwei Wulsten endet und ein quadratischer Ringkopf mit 'Dach'. Ich habe das Teil immer noch - sieht gar nicht so schlecht aus ...

Natürlich durfte auch die Feilübung mit dem Messingstift nicht fehlen. Hier wird ein Rundprofil aus Messing so zurechtgefeilt, dass verschiedene Muster entstehen - Dreiecke, Quadrate, Bögen, Rillen und alles mögliche. Als Abschluss sollte an einem Ende eine Fläche gefeilt werden. Eine Fläche ist aber gar nicht so einfach, einmal weil sie eben flach sein soll und nicht durchgespannt, vor allem aber, weil sie im rechten Winkel zum Feilstab sthen sollte. An dieser Übung wäre ich beinahe verzweifelt und ich wollt doch mal sehen, ob mein Meister das so hinbekommt.

Und ich durfte seine Klasse gleich am ersten Tag erleben:
Er hat den Feilstab erst einmal genau fixiert, dann eine große Flachfeile angesetzt und exakt zwei Feilstriche gemacht. Daraufhin hat er den Stab auf ein Bretteisen gestellt - und was soll ich sagen, es stand perfekt gerade!

Trotzdem scheine ich mich nicht allzu blöd angestellt zu haben, jedenfalls hat Scheffe gesagt, ich bekomme die Lehrstelle. Und so begann meine kleine Laufbahn als Goldschmied.

7.11.2006

Das Probearbeiten

Es ist zwar schon eine Weile her (oha - 17 Jahre - as time goes bye!), aber diese 2 Tage sind mir noch sehr gut in Erinnerung.

Natürlich war noch kein richtiger Platz eingerichtet, so kam ich an den 'Wachsfeiltisch' etwas abseits. Die ersten Säge- und Feilübungen liefen recht gut ab - glaube ich zumindest ...

Obwohl ich sehr konzentriert arbeitete, konnte ich die ersten Eindrücke aufnehmen:

Der Geruch nach geschmolzenem Borax, das Spülmitel im Ultraschall, das Leder des Brettfells, das Holz der Tische und Feilnägel. Dazu die vielen im Hintergrund vorhandenen Gerüche nach Materialien zur Schmuckbearbeitung ergeben ein einzigartiges Aroma, das ich bisher noch nirgendwo gefunden hatte.

Das Licht in einer Goldschmiedewerkstatt ist ebenfalls etwas besonderes - konzentriertes Licht auf das kleine Stück Holz, an das bei der Arbeit das Werkstück gepresst wird. Die Kleine Flamme beim Löten, die größere
beim Ausglühen und Schmelzen.

[Fortsetzung folgt]

7.08.2006

Und wie ging es nun weiter?

Naja, da das Interesse nicht so besonders groß an der Goldschmiederei war, geriet das ganze erstmal in Vergessenheit ...

Während des Zivildienstes habe ich dann so gar nicht gewusst, was ich werden sollte. Meine soziale Ader wurde während der 20 Monate quasi verödet. Warum also nicht Goldschmied?

Also auf Lehrstellensuche und mit einem wirklich ausgesprochenen Glück eine wirklich gute gefunden!

So, und nun habe ich genug vorgeplänkelt und möchte sowieso über die Eindrücke in dieser Zeit schreiben.

Hiefür wird jeweils ein eigenes Kapitel verfasst.

4.18.2006

Das erste Mal ...

... macht es nicht leicht.
Wo also beginnen? Beim ersten Feilstrich, als elfjähriger beim Goldschmied in unserem Haus, wo ich (mit sehr viel Hilfe) einen Anhänger machen durfte? Warum nicht - schließlich war ich da noch voller Illusionen.

Auf der linken Seite war der Zigarettenladen, und rechts - zwischen Haustüre und Hofeinfahrt - war und ist eine kleine Goldschmiede. Der Meister war ein sehr gemütlicher Pfeifenraucher, der in seiner winzigen Werkstatt im Hinterraum einem Kollegen (Meister oder Geselle - keine Ahnung mehr) gegenübersaß und einen Blick auf den Hinterhof hatte. In diesem trieb ich mich oft herum und nach häufigem Grüßen holte ich auch ab und zu eine Brotzeit vom Bäcker oder Feinkostladen nebenan - der erste Kontakt!
Schließlich wurde ich einmal eingeladen, ein Stück anzufertigen. Einen Stein durfte ich mir aussuchen. Es war irgendein braun-rötlicher, quadratische Grundfläche und oben muggelig geschliffen. Dieser wurde in Silber eingefasst und mit einer stehenden Öse an einer Ecke versehen. Wow, das war ein Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk für meine Mutter!
Was ich eigentlich arbeitstechnisch zur Vollendung dieser Kostbarkeit beigetragen habe, weiß ich wirklich nicht mehr. Mein Interesse war auch nicht allzu groß - und doch ist es eine schöne Erinnerung an die Kindheit.

So, das war's erst mal.
Noch ein Link-Tipp: Guter-Kaffe.de

Ciao